Ein Baby zu tragen ist nicht nur wunderschön für Eltern und Kind, es fördert auch die körperliche, kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes.
Unter "Entwicklungsförderung" lasse ich die Fachwelt zu Wort kommen und ihr erfahrt im Detail, wie sich das Getragen-werden auf die Entwicklung auswirkt. Unter "Perspektiven" findet ihr Fotos, die aus Sicht eines Babys die Welt beim Tragen und beim Liegen/Geschoben werden zeigen.
Menschenkinder sind Traglinge! Der Biologe Bernhard Hassenstein hat dies Anfang der
70er Jahre herausgefunden. Denn: Die Körperform der Babys mit im Lendenwirbelbereich nach vorne gerundeter Wirbelsäule, nach vorne gekipptem Becken und angehockten Beinchen ist
für das Getragenwerden, also für das Angehockt-sein an unseren Körper gemacht. Ihre Reflexe (Greifreflexe an Händchen und Füßchen) und Instinkte (sie spüren, wenn sie
alleine sind), sind die eines Traglings, nicht die eines Lieglings!
Im Laufe der Evolution wurde durch den aufrechten Gang unser Geburtskanal im Becken enger. Unser Kopf wurde aber durch ein zunehmendes Gehirnvolumen größer und passte somit nicht mehr durch einen verengten Geburtskanal. Die Lösung der Natur war es nun, unsere Babys als physiologische Frühgeburten sehr unreif zur Welt zur Welt kommen zu lassen, auch wenn sie körperlich und hirnorganisch noch nicht darauf vorbereitet sind, mit den Herausforderungen unseres Lebens fertig zu werden.
Sie brauchen daher ein 4. Trimester am Körper, in dem Bedingungen des Mutterleibs nachempfunden werden: Enge, Kontakt, Bewegungen, Herzschlag und Stimme der Mutter. Durch das Signal „Ich bin hier, ich bin für dich da, ich spüre sofort, wenn dir etwas fehlt.“ entstehen Urvertrauen und Bindung, welche die Grundpfeiler für eine gesunde psychische und physische Entwicklung sind. Daher weinen viel getragene Neugeborene über 40 % weniger. Und die Babys schlafen länger und tiefer, sie sind entspannter und können mit Stresssituationen besser umgehen.
Nachzulesen in: www.boba.com/the-second-nine-months; Dr. Bernhard Hassenstein, Verhaltensbiologie des Kindes; Dr. Harvey Karp, Das glücklichste Baby der Welt; Der Einfluss des Tragens auf das Schreiverhalten des Säuglings von Dr. Urs A. Hunziker, Kinderspital Zürich
Das Köpfchen des Babys bleibt schön rund, denn es ist nicht für´s Hinlegen gemacht! 22 % der Babys haben einen in irgendeiner Weise verformten Schädel vom vielen Liegen. Auch häufige Lagerungswechsel haben weniger Effekt als das Tragen auf das Verhindern einer Verformung.
Die Entwicklung wird durch unsere Bewegung gefördert: Das Baby macht all unsere Bewegungen mit und trainiert dabei seine eigenen Muskeln, Sehnen, Gelenke etc. Außerdem wird der Gleichgewichtssinn angeregt, der wiederum den Sehsinn, den Gehörsinn, Motorik und Konzentration fördert!
Unsere Babys nehmen die Welt mit allen Sinnen wahr, weil sie mit uns auf Augenhöhe sind:
Sie sehen, was wir tun! Und können Dinge
anfassen, mit denen wir hantieren!
Sie hören unsere Stimme wenn wir ihnen erzählen, was gerade passiert!
Sie können an dem riechen, was wir in der Hand haben: beim Obstschneiden, beim Wäscheaufhängen, beim Einkauf etc.!
Sie dürfen vielleicht auch mal von der Banane kosten oder an der Nudel knabbern, die wir gerade zubereiten!
Schon so etwas Simples wie das Einkaufen von Obst und Gemüse oder Blumengießen oder Wäscheaufhängen sind ein großes Abenteuer für ein Baby und ein Geschenk an Lernen und liebevollem Körperkontakt, das wir ihm nie wieder machen können!
Unsere Babys wollen instinktiv lernen, wie unser Alltag funktioniert. Lassen wir sie daran teilhaben, anstatt sie auch nur ein paar Meter von uns weg alleine im Laufstall liegen zu lassen!
Wir sind immer noch der sichere
Hafen, wenn die Welt zu wild und bunt ist, Müdigkeit sich einstellt oder ein Infekt oder die letzten Backenzähnchen im Anflug sind. Vom Kuscheln
kriegen die kleinen großen Entdecker ohnehin nie genug!
Unser kleines Kind kann ausruhen, wenn der Weg zu lang ist, oder schlafen, wenn es ihm danach ist, auch wenn wir gerade einkaufen gehen.
Auch wenn unser kleines Kind krank ist, braucht es mehr Körperkontakt, um gesund zu werden!
Wenn wir schon ein größeres Geschwisterkind haben, kannn es bei Aktivitäten im Freien, zum Beispiel Laufradfahren, Schlittenfahren, schon mal schwierig sein, ein Kleinkind mitzunehmen, wenn das schon größere Kind sich aktiv austoben will. Auch hier bietet das Tragen eines Kleinkindes uns die Möglichkeit, gemeinsam aktiv zu sein, anstatt das Kleinkind im Kinderwagen neben der Schlittenpiste "zu parken".